Christine Gärtner

Es geht auch ohne Quote!

Wir sprachen mit Christine Gärtner über Netzwerken, Quoten und Ratschläge für Frauen, die sich einem Netzwerk anschließen möchten.
Von Yvonne Molek und Anna Trost. Zuerst veröffentlicht in SHEconomy Wirtschaftsmagazin, Ausgabe 1 / 2021 – Deutschland

Vermögensverwaltung ist ihr berufliches Thema. Die studierte Sparkassenbetriebswirtin sieht sich als Wegbegleiterin für Privatpersonen, UnternehmerInnen und Stiftungen für Vermögensanalyse, Vermögensstrukturierung und Vermögensverwaltung.
Ein fundiertes und breit aufgestelltes Netzwerk ist für sie demnach einer der Eckpfeiler ihres beruflichen Erfolges. Als kooptiertes Mitglied sitzt die begeisterte Outdoorsportlerin seit 2016 im Präsidium des rund 200 Mitglieder starken Peutinger-Collegiums, einer exklusiven Münchener Vereinigung, die sich für eine offene, europäische Völkerfreundschaft einsetzt.

„Ich denke, dass insbesondere in der aktuellen Zeit ein Netzwerk
als interdisziplinäre Plattform an Bedeutung gewinnen wird.“

Was sind Ihre persönlichen Erwartungen an ein fundiertes Netzwerk?

Netzwerken bedeutet für mich einen ebenso lebendigen wie intensiven Austausch mit spannenden Menschen zu haben, die ähnliche Werte vertreten wie ich selbst. In meinem persönlichen Fall bedeutet das: Ich will mich mit erfolgreichen, leistungswilligen und vielseitig interessierten sowie außergewöhnlichen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Politik austauschen.

Welche Benefits versprechen Sie sich von Ihrem Engagement in einem Netzwerk?

Meinen Horizont zu erweitern und mit neuen Themen konfrontiert zu werden, die ich nicht unbedingt auf meinem Radar hatte. Auch immer wieder neue und interessante Persönlichkeiten kennenzulernen, begeistert mich neben der praktizierten gegenseitigen Unterstützung sowie dem Vermitteln von Kontakten sehr. Das ist – ganz pragmatisch gesehen – ein unglaublicher Mehrwert.

In Ihrem Netzwerk, dem Peutinger-Collegium, sind die männlichen Mitglieder zweifelsohne sehr dominant. Wie fühlen Sie sich in diesem Umfeld?

Das Thema Gleichstellung muss man leben. Ich bin keine besondere Freundin von Quoten. Ob im Beruf, im Unternehmen oder in einem Netzwerk. Meine persönliche Sicht der Dinge: Frauen müssen sich engagieren und überzeugen, dann gelingt es auch, dass sie in einem Netzwerk, das ursprünglich männlich war, nicht nur gerne gesehen werden, sondern dass sie auch aktiver Teil des Netzwerks sind.

Was wäre Ihr Ratschlag an junge Frauen, die sich orientieren und noch auf der Suche nach „ihrem“ Netzwerk sind?

Anfängerinnen würde ich empfehlen, sich verschiedene Netzwerke bei Präsenzveranstaltungen  anzusehen. Durchaus gemischte Netzwerke, aber auch reine Frauennetzwerke. Danach sollte sich frau
für ein bis zwei Netzwerke entscheiden – ganz intuitiv. Ist sie dann einem Netzwerk beigetreten, hilft es, wenn frau sich möglichst zeitnah selbst einbringt und aktiv teilnimmt. Das ist zweifelsfrei der beste und schnellste Weg, um viele Persönlichkeiten kennenzulernen. Der Rest entwickelt sich von selbst.

In Zeiten von Social Distancing wurde das klassische Netzwerken vor eine große Herausforderung gestellt. Wie kann damit umgegangen werden?

Videokonferenzen sind durch die Pandemie gesellschaftsfähig geworden und haben im Business wie auch bei Netzwerkveranstaltungen den Durchbruch geschafft. Als Vortrag für eine große Gruppe, eine Diskussionsrunde oder auch im individuellen Austausch zu zweit oder zu dritt. Sobald es die Möglichkeiten wieder erlauben, plädiere ich allerdings sehr dafür, dass Veranstaltungen zumindest hybrid – also als Präsenz- und virtuelles Meeting – aufgesetzt werden. Eine wertvolle Erfahrung, die aus Zeiten der Umstellung auf Online mitgenommen werden kann? Durch die Kombination von Online und Offline lassen sich viel mehr Menschen erreichen und auch diejenigen zur Teilnahme motivieren, die aus irgendwelchen Gründen physisch nicht am Ort des Geschehens sein können.

Und ein Blick nach vorne – wie steht es morgen um die Chancen von Netzwerken?

Ich denke, dass insbesondere in der aktuellen Zeit ein Netzwerk als interdisziplinäre Plattform an Bedeutung gewinnen wird. Die Diskussion und der Austausch zu den Themen Freiheit, selbstbestimmtes, eigenverantwortliches und gemeinschaftsförderliches Handeln sind zentrale Anliegen von allen, die sich in Netzwerken bewegen und diese zu schätzen wissen. Um die Zukunft unserer Netzwerkplattformen wird mir nicht bange, denn exakt diese Bedürfnisse können hier gelebt werden.

Wenn Sie könnten – was würden Sie in puncto Networking vorantreiben und/oder verbessern?

Interessant, dass mir diese Frage gestellt wird – ausgerechnet von Euch! Denn ganz offensichtlich werden meine Ideen gerade bereits durch Euch bei SHEconomy umgesetzt. Ich fände es großartig, mehr über andere Netzwerke zu erfahren und mich mit ihnen auszutauschen und Kooperationen anzuschieben.